Mit einem kurzen Schweifwedeln kann
ein Hund mehr Gefühl ausdrücken,
als mancher Mensch mit stundenlangem Gerede.
Louis Armstrong
Auf die Plätze fertig - Urlaub, wuff!
So waren wir endlich angekommen am Gardasee (April 2010), dem schönsten See Europas, ....tiefblaues Wasser, Sonnenreflexionen, die silbrigne Blätter der Olivenbäume.....und dann ich. Ich hatte Lieselotte bekommen und dazu viele neue Suchspiele.
Oh, was für ein Spaß. So konnte ich in den Urlaubstagen Lieselotte in der ganzen Wohnung, im Garten und sogar auf den Olivenbäumen suchen. Oh, ich hatte Spaß daran. So konnte ich in den Urlaubstagen Lieselotte in der ganzen Wohnung, im Garten und sogar auf den Olivenbäumen suchen. Hier am Gardasee ist es ganz wunderbar. Hundsmäßig gut eben. „Wie ist der See eigentlich entstanden?“ fragte Udo.„Sie mag so gern Erdkundethemen erzählen“, sagt Herrchen zu mir.
Die geografische Erklärung zur Entstehung des See ist sehr einfach. Die tektonischen Verschiebungen der afrikanischen und europäischen Platten prallten im Mittelmeerraum aufeinander, so sagt es jedenfalls mein Frauchen und die ist sehr belesen und Lehrerin, wie ihr ja wisst. Vor eine Millionen Jahre lang wälzten sich dann gewaltige Eismassen durch die Täler der Alpen in Richtung Po Ebene. Ein Gletscher schob sich vom Etschtal ins Sacratal und so entstand eine Mulde. Diese war lange Zeit mit Eis bedeckt. Als sich die Gletscherzunge vor mehr als 10.000 Jahren zurückbildete ist ein See zurückgeblieben, der mit mehr als 270m Tiefe unter den Meeresspiegel reicht. Die weitaus schönere Version erzählte mein Frauchen am Abend bei einem Glas Wein.
Nee, nicht ich trank den Wein, sondern meine Zweibeiner. Ich bekam einen Kauknochen und wir machten es uns gemütlich. Frauchen fing an, wie eine alte Märchentante zu reden. „Wisst ihr eigentlich, wer Engardina ist?“ Aha, schon wieder ein Mädchenname und eine Rätselaufgabe. Unser Udo meinte, dass ist sicherlich eine exotische Pflanze. Er nun wieder. „Nein, Engardina ist eine Nymphe. In einem kleinen Bergsee hat sie gelebt. Eines Tages kam ein Meeresgott zu ihr in den See. Sie verliebten sich ineinander und der Meeresgott forderte Engardina auf, ihm zu folgen. Doch Engardina mochte ihren See nicht so einfach verlassen und so wünschte sie sich einen größeren See als Liebesbeweis von ihm. Der Meeresgott schlug mit seinem Dreizack an den Berg. Es stürzten riesige Wassermassen heraus und bildeten von nun an den Gardasee. Die beiden Verliebten tummelten sich in den Wassermassen und die leuchtend blauen Haare der Nymphe ließen das Wasser des Gardasees fortan blau schimmern.“
„Frauchen sag einmal, hat denn je irgendeiner diese Nymphe Engardina jemals gesehen?“ fragte Wuotan. „Nun ja Wuotan, hat denn wohl irgendjemand schon mal den Gott Wuotan oder auch genannt Wudan gesehen? Wohl kaum, doch du trägst seinen Namen.“ Typisch, mein Frauchen, nun hat sie sich wieder herausgeredet und ich träume bestimmt von der Nymphe auf der Suche nach der Wahrheit von der Nymphe. Schon die alten Römer nannten den See „See am Garden“, daraus wurde dann später „Gardasee“. Jeden Tag machten meine Zweibeiner und ich einen Ausflug. Ich schwamm am ersten Tag schon gleich zweimal im Gardasee. Herrlich, wenn auch etwas kalt. Auf dem Bergkuppel vom Monte Baldo lag immerhin noch Schnee. Dieses Bergmassiv ist mit über 2000 m Höhe, 37 km Länge und bis zu 11 km Breite das Größte am Gardasee. Kahl und glatt ist sein Bergkamm. Seine Hänge sind ein Pflanzenparadies. Ursprüngliche Pflanzen, wilde Orchideen, Anemonen, Trollblumen, Feuerlilien u.a.m.. Mehr als 600 Pflanzenarten gibt es hier, deswegen spricht man auch vom „botanischen Pflanzengarten Italiens“.
"Oh wuff, bloß nichts markieren hier, sonst ruiniere ich womöglich noch irgendeine seltene Pflanze." Wir fahren mit dem Auto die Panoramastraße hoch bis zur Mittelstation der Seilbahn. Nun ja, große Wanderungen machen wir sowieso nicht, denn mein Frauchen ist nicht mehr so gut zu Fuß. Hier bei der Mittelstation besichtigen wir die kleine Kirche, „San Michele“ . Sie liegt auf einer Höhe von 536 m, der Ausblick von hier oben ist sagenhaft. Die kleine Kirche liegt auf dieser Höhe und hier ist eine wunderbarer „Trimm - dich - Pfad“ und eine super Aussicht. Unterwegs hatte ich ein paar Hundebegegnungen. Überwiegend Hofhunde, die lautstark ihren Hof bewachten und versuchten, mich zu verbellen. Oft habe ich sie einfach ignoriert, denn wir wollten ja nicht ihren Hof überqueren. Was ein richtiger Elo ist, der wuffelt sowie nicht mit jedem Hund. „Elos bellen nicht,“ sagt mein Frauchen, „jedenfalls nicht überflüssigerweise.“
Auch waren wir in dieser Gegend auf den Spuren Goethes unterwegs. Bei dem Skaligerkastell in Malcésine zum Beispiel - Goethe hatte sich einst dort vor der Burg niedergelassen, um die Burg zu skizzieren, dabei wurde er beinahe als Spion verhaftet. Eigentlich hatte sich Goethe wieder einmal auf der Flucht vor einer seiner Frauengeschichten begeben. „Heute Abend hatte ich können in Verona sein, aber es lag mir noch eine herrliche Naturwirkung an der Seite, ein köstliches Schauspiel, der Gardasee, den wollte ich nicht versäumen, und ich bin herrlich für meinen Umweg belohnt“, schrieb Goethe im September 1786 am Beginn seiner Italienreise. Er wollte an Malcésine vorbei segeln, doch der Wind drehte und die Ora blies so sehr, dass das Schiff im Hafen dieses malerischen Ortes notlanden musste. Goethe wurde verhaftet und kam nur mit einem blauen Auge davon, weil ein Einheimischer sich mit Goethe angeregt über Frankfurt unterhielt. Der Italiener hatte früher einmal in Frankfurt gearbeitet - er hielt Goethe für einen braven, künstlerisch begabten Mann und setzte sich für ihn beim Bürgermeister ein. Goethe wurde freigelassen und reiste anderen Tages mit den Nordwinden weiter nach Bardolino und anschließend nach Verona.
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Doch dies interessierte mich, Wuotan, recht wenig, denn wer war schon Goethe, da doch im Ort so ein süßes kleines Hundemädchen wohnt. Ich hatte sie beim letzten Spaziergang gesichtet. Sie sah fast so aus wie eine kleine braune Spitzmischung und gehörte dem Gemüsehändler in der Altstadt. Aus dem Laden an der Ecke kam sie eines Tages heraus geschossen, direkt auf mich zu. Und wie herrlich sie roch so! Nichts wie hin. Wie war das noch mit dem Hund in Italien. Er muss einen Maulkorb tragen? Ich habe hier noch nicht einen Hund mit Maulkorb gesehen. Die Tour nach Riva del Garda hat mir, Wuotan, ganz besonders gut gefallen. In den Gassen war es sehr spannend. Wunderbare kleine Speiselokale, Spezialitätengeschäfte und viele Zweibeiner mit ihren Hunden. Es war geradezu ein Erlebnis für die Sinne des Hundes und der Zweibeiner natürlich.
„Der See für das Gefühl, die Sonne für die Eitelkeit, die Berge für den Geist“, so stand es in einem Touristenführer. Ich als Hund würde eher sagen, dass die wunderbaren Gerüche in den Gassen eine Mischung sind aus Hundezeichen, leckerer Salami, ganz besonders guten Käse, einem wunderbares Rindermus und Forellenhäppchen. Alle Gerüche sind nur für mich. Tausend Nasen müsste man haben. Schade, dass ich diese Gerüche nicht speichern kann. Mmmh, wirklich tolle Leckereien für Zweibeiner gedacht, aber auch ich als Hund weiß das eine oder andere davon zu schätzen. Ich bekam nach diesem Stadtbummel jedenfalls eine tolle Leckerei - getrocknete Lunge - extra für Hunde. Herrchen kaufte mit großer Begeisterung Olivenöl, Grappa und Wein. Aber auch den herrlichen Süßspeisen konnte er kaum widerstehen. Frigolotorte, Apfelstrudel und andere süße kulinarische Herrlichkeiten. Vom Grappa gab es viele Sorten wählen - Beerengrappa, Wurzel-, Blüten- und Waldbeerengrappa. Viele Honigsorten gab es hier auch. Sobald der Abend dämmerte waren wir in unserer Ferienwohnung zurück. Hier hörte ich mir wieder das Gekläffe von den Nachbarhunden an. Die drei hatten echt Stress. Bei jedem Geräusch fingen sie mit einem Gruppengekläff an. Da kann ich mich nur ruhig unter den Olivenbaum setzen und drauf warten, was Herrchen mir zu Fressen zubereitet. Nach einem tollen Frisbeespiel, einem recht ordentlichen Elorennen über das Grundstück bekam ich mein Fressen. Danach war ein gemütlicher Abend angesagt. Meine Zweibeiner saßen beim Wein und ich kaute genüsslich an meinem Kaufknochen herum. „Der Süden, der Gardasee, ist ein echtes Lebenselexier“, sagte mein Frauchen und sie schaute versonnen auf den Gardasee.Unsere allmorgendlichen Spaziergänge durch die Olivenhaine waren für mich wegen der vielen Tierbegegnungen sehr spannend. Auf einer einfachen Strecke von 1,5 km trafen wir zuerst, rechte Pfote von mir aus gesehen, die drei Kläffer von Nachbars Grundstück, linker Pfote, grasten einige Bergziegen, die sich aber recht ruhig verhielten. Nachdem ich einige uralte Olivenbäume beschnüffelt und markiert hatte, traf ich an meiner rechten Flanke zwei Pferde. Gemächlich und nett. Gleich darauf begegneten wir bei der Gaststätte Speckstube eine Deutschdrahthaar, ein Jagdhund und ein Münsterländer. Letzterer lief bedrohlich bellend neben dem Zaun her. Ich habe ihn ignoriert. Es schien mir das Beste zu sein. Mein Frauchen pflückte gerade ganz versonnen ein paar Kräuter, da kam ein Schäferhund knurrend an den Zaun des übernächsten Grundstücks sprang. „Natürlich wieder ein Deutscher Schäferhund,“ meinte noch mein Herrchen, dass nahm der Schäferhund wiederum zum Anlass nunmehr unaufhörlich zu bellen und aggressiv gegen den Zaun zu springen. Auch bei diesem Gartentor stand ein Schild „Hier wache ich!“. Wir haben es gezählt - meine Zweibeiner haben es gezählt. Ich kann ja nur bis drei zählen, meint mein Frauchen.
Mein Knochen, sein Knochen, kein Knochen - so ungefähr stellt sie sich es vor. Wir sahen an 90 % aller Gartentore ein Hinweisschild „Attenti Al Cane!“ o.ä. hängen. Hier muss es also ordentlich was zu bewachen geben. Ihr glaubt es nicht, wie sich italienische Hunde so aufführen, kläffen und knurren, sobald man sich ihnen auch nur nähert, um ein freundschaftliches „Hallo“ rüber zu schnuffeln. Jedoch geraten viele weibliche Zweibeiner , wenn sie mich sichten, geradezu in einen Sprechtaumel voller liebkosender Worte. Ich sage euch, diese Wirkung hätte ich lieber auf die Damenhundewelt.Eines Tages sind wir mit dem Schiff nach Limone gefahren. Wedelwuff und freu. Und was haben die da doch glatt am Kassenhäuschen verlangt? Nicht nur, dass ich als Hund den halben Fahrpreis zu zahlen habe. Nein, da musste ich doch glatt einen Maulkorb tragen.Mein Frauchen hatte eine Idee. Sie setzte mir das Ding auf den Kopf und mein Herrchen nahm mich auf den Schoß, da ich ja ein Kleinelo bin. Das ging prima! leine Hunde dürfen auf den Schoß ihres Zweibeiner sitzen und brauchen dann den Maulkorb nicht tragen.
Mitführen eines Maulkorbes ist allerdings obligatorisch. So hatte ich dieses peinliche Ding auf dem Kopf getragen. Hihi! Ach ja, wie war es eigentlich in Limone? Im Sommer soll es hier ganz voll mit Touristen sein. Aber jetzt im Frühjahr war es recht leer, ruhig und beschaulich. Wir machten einen Bummel durch die Altstadt und zum Porto Vecchio - dem alten Hafen. Ruhige, schöne idyllische Ecken, man muss gut zu Fuß sein, da es viel treppauf und treppab geht. Doch für vier Pfoten kein Problem, zumindest wenn noch kein Menschengewimmel herrscht. Im Gegensatz zum Ostufer, dass auch „Rivera degli Olivi“ genannt wird, heißt das Westufer „Riverra die Lomoni“. Eine Sage berichtet, dass der Sohn vom Seegott Benacus vor Urzeiten sehr schwer von einem Wildschwein verletzt wurde. Dieser Sohn hieß Limone. Der Vater bestrich die Wunde des Sohnes mit einem Wunderkräuteraufguss, so dass sie heilte. Der Sohn ging daraufhin an Land und pflanzte die Früchte an, die seine Wunden heilten und gab ihnen seinen Namen - Limone.
So wurde seit dem frühen Jahrhundert die Kultivierung der Zitrusfrüchte betrieben. Schon Goethe bewunderte den terrassenförmigen Anbau der Zitrusfrüchte, die er vom See aus gesichtet hatte.In unserem Urlaub haben wir noch viel erkundet, natürlich war ich immer dabei. Ich sage euch, Anstand vom Alltag ist doch etwas ganz Wunderbares. Die Sonne scheint (nicht immer) und es ist Frühling, dazu die herrliche Kulisse. Der Lago del Garda bietet einzigartige Impressionen - auch für Hunde. Doch eines muss ich euch sagen, die italienischen Hunde sind mir doch etwas laut. Besonders die drei Wuffs aus der Nachbarschaft und der Hahn, der am Tag gleich mehrmals krähte.
Aber sonst war es schön.
1)vgl. E. Fohrer, Gardasee, M. Müller Verlag, ISBN 3-89953-149-3, aktualisierte Auflage 2004