Newsletter Januar 2012
Ein Geburtstagsgeschenk für Herrchen
Nun hat das neue Jahr begonnen. Alles war neu und so anders. Selbst die Postbotin ist nicht mehr die, die sie mal war. Sie roch ganz anders und sah ganz anders aus. Wie sie heißt, haben wir noch nicht herausgefunden. Auf jeden Fall hat sie ein Herz für Hunde, denn immer spricht sie uns an und manchmal bekommen wir auch mal einen Hundekeks.
Und wenn sie sich weit nach unten bückt, ja, dann bekommt sie von meinem Bruder einen dicken Hundekuss auf die Nase. „Schmatz!“ und dann wird sie von Quirino ganz intensiv angeguckt. Das hat Erfolg und er bekommt einen Hundekeks extra und dann auch noch den Kopf gepuschelt. Meinen Bruder Quirino hat die neue Postbotin besonders ins Herz geschlossen und er guckt schon immer beim morgendlichen Gassigang, ob er sie nicht irgendwo entdeckt.
Ansonsten ist es in diesem Winter auch nicht so wie immer. Es hat noch nicht geschneit, die Wiesen stehen so sehr unter Wasser, dass wir immer patschnass sind, wenn wir eine Runde toben.
Die diesjährige Knallerei hatte solche Auswüchse angenommen, dass selbst am Neujahr noch geknallt wurde und unsere Gassiwege voller Knallermüll waren. Da regen sich die Leute auf, wenn wir mal irgendwo unser Geschäft machen, dabei sammelt unser Herrchen und auch unser Frauchen unseren Kot immer auf und tragen es in so schwarzen Beuteln mit sich herum. Auch irgendwie merkwürdig. Habe mich schon einmal gefragt, was sie damit machen. Doch inzwischen weiß ich es, die entsorgen es zu Hause in der Mülltonne oder in den Mülltonnen unterwegs.
Doch ich komme vom Thema ab. Da war also die neue Postbotin, die mit dem gelben Fahrrad. Die, die uns so gut leiden kann und sich darüber freut, dass wir uns freuen, wenn sie kommt. Da sagt sie immer: „Na. Jungs - alles klar?“ pfeift ein wenig vor sich hin und fährt mit ihren schweren Posttaschen weiter.
Eines Tages waren wir recht früh unterwegs. Erst unseren Gassigang zum Wald und anschließend noch eine Runde auf „unsere“ Sportwiese. Ich durfte Frisbeescheiben fangen und Quirino streunte so ein wenig herum. Dann schleppte er auf einmal einen großen, grauen Sack mit einem gelben Streifen drauf von der Sitzbank herunter und zog ihn hinter sich her. Unser Frauchen kriegte davon nichts mit, denn sie war dabei, die Frisbeescheiben aufzusammeln. Ich beobachtete meinen Bruder.
Dann rief er mich zu sich und meinte, diese Beute müssten wir sichern und wir schleppten diesen Sack weg von der Sitzbank. Wir zogen den grauen Sack gemeinsam nach Hause. Quirino meinte, diesen Sack könnte Herrchen bestimmt gut gebrauchen und wird sich bestimmt ganz dolle freuen. Immerhin hat unser Herrchen bald Geburtstag und dann hätten wir ein Supergeschenk. Also zogen wir den Sack gemeinsam durch unsere Spielstraße zu unserem Wohnhaus. Dort versteckten wir den grauen Sack hinter unseren Wohnwagen. Für ein paar Tage ein gutes Versteck, denn der Wohnwagen steht ja im Winterlager und hier wird Herrchen nicht gucken.
Unser Frauchen stand inzwischen im Gespräch mit der Nachbarin. Diese hat nun ihren Hund Coco herausgelassen und wir tobten noch ein wenig zu Dritt über die Wiese.Alles war gut, alles war friedlich. „Aber der Ärger kommt oft nach der Ruhe, dass ist so sicher wie das AMEN in der Kirche.“ So sagt es jedenfalls unser Frauchen. Aber heißt es nicht, die Ruhe kommt nach dem Sturm.
Ich war mir jedenfalls keiner Schuld bewusst und mein Bruder sowieso nicht, denn der hat ein recht sonniges Gemüt. Am anderen Tag machten wir eine Autotour - auch gut. Einen großen Spaziergang rund um den See - prima.
Wir waren so richtig gut gelaunt, etwas erschöpft, natürlich nass und verdreckt. Als wir aus dem Auto sprangen sahen wir noch die Postbotin bei der Nachbarin aus der Einfahrt kommen.
Die Postbotin puschelte uns dieses mal etwas gedankenlos und fragte mein Frauchen, ob sie wüsste, wer wohl ihren Postsack entwendet hat, denn sie deponiert den Postsack immer, wenn es soviel Post ist, hinten auf der Sitzbank. Gestern war auf einmal der Postsack verschwunden.
Oh, Schitt - wo ist das nächste Erdloch in das wir uns verkriechen könnten. Quirino pfötelte an dem Hosenbein von Frauchen und winselte. Frauchen meinte nur: “Quirino jetzt nicht, warte mal ein wenig, wir gehen gleich ins Haus!“ Irgendwann kam Herrchen aus dem Haus und holte uns Hunde zum Duschen. Frauchen sprach nun noch mit der Nachbarin.
Nachdem wir geduscht und mit dem Handtuch von unserem Frauchen abgetrocknet waren , besprach ich mit meinem Bruder den Plan. Wie konnten wir es schaffen den Postsack wieder an Ort und Stelle zu befördern und zwar so, dass es keiner merkt. Auch wollten wir als Sieger da zu stehen und nicht als Täter? Da warteten wir nun auf unsere Gelegenheit und die kam schneller als erwartet.
Frauchen kam an die Haustür, wir flitzten raus auf die Straße. Sie hinter uns her. Als wir unsere Runde gedreht hatten, sie hinter uns her rief, verschwanden wir hinter den Wohnwagen, obwohl Frauchen uns rief.
Hier zogen wir gemeinsam den Postsack hervor und zerrten ihn vor die Füße von Frauchen. Die Überraschung war gelungen. Sie rief hinter der Postbotin her, dass der Postsack aus einem ihr nicht erklärbaren Grunde bei uns hinter dem Wohnwagen gelegen hätte. Diese meinte nur:"Da hat sich ja wohl jemand ein recht blöden verspäteten Neujahrsscherz erlaubt. Nun denn, so bekommen die Anwohner in unserem Viertel ihre Post dann halt einen Tag später."Wir Hunde bekamen ganz viele Hundekekse, wurden ganz sehr gepuschelt und gelobt.
Oh, wenn die wüssten. So fing das neue Jahr ganz anders an als geplant. Wir hatten allerdings noch ein Problem! Was schenken wir Herrchen. Aber auch da hatte mein Bruder Quirino mal wieder eine Idee.
Quirino wollte ihm ein leckeres, getrocknetes Rinderohr schenken. Er hatte es sich dieses Rinderohr schon vor ein paar Tage im Garten versteckt. Jetzt ist das Rinderohr vom Regen richtig schön weich und schlabberig. „So kann es unser Herrchen auch gut knabbern,“ meinte mein Bruder. Doch ich war mir nicht sicher, ob sich Herrchen wirklich darüber freuen würde.
Anmerkung der Autorin: Etwaige Ähnlichkeiten mit realen Personen sind beabsichtigt.
Der Wahrheitgehalt der Ereignisse habe ich wenig verändert,
denn es war nicht Quirino, der den Postsack "gesichert" hatte.
Mit Nachwuchs von der Kleinelohündin Elo-Ginny vom Laab im Walde
und unserem Elo-Wuotan / Ende Januar 2012 gerechnet !
Tiere können nicht für sich selbst sprechen.
Und deshalb ist es so wichtig, dass wir als Menschen
unsere Stimme für sie erheben
und uns für sie einsetzen.
Gillian Anderson