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Bruderstreit

Immer und immer geht er an meine Sachen. Mein Spielzeug, mein Futternapf, meine Knochen und an mein Herrchen. Ich finde es überhaupt nicht in Ordnung, doch er spielt sich als Chef auf. Nun ja, er ist nun mal der Ältere, doch deswegen hat er nicht das Recht sich immer wieder an meinen Sachen zu vergreifen.

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Es reicht mir! Jetzt fange ich mal an mich zu wehren. Ich knurre schon mal ganz leise, doch er !entfernen! will mich nicht verstehen. Also knurre ich etwas lauter und fletsche mit den Zähnen ... und was macht er…nicht, dass er klein bei gibt, nein, er knurrt zurück, fletscht auch die Zähne und will mich in den Nacken beißen.

Auch bei den Gassi Gängen knufft er mich immer wieder, reglementiert mich, obwohl ich doch nicht wirklich etwas anstelle. Obwohl, ich sehe da schon mal Nachbarskatze, die würde ich gern hinter das Haus verjagen. Doch was geht das bitte schön meinem Bruder an. Herrchen wird mir dann schon sagen, dass ich es lassen soll.

Ich will ja gar nicht der Chef sein, doch ich lass mir die Anmache von ihm nicht mehr gefallen. Nun fragt ihr mich, wer er ist. Nun ja, er ist mein Bruder Wuotan. Der schöne Wuotan, der liebe Wuotan, der schlaue Wuotan. Er, der Bruder, der immer alles richtig macht, behauptet er jedenfalls.

Gestern Abend hat unser Frauchen uns nach einer Streitattacke das ganze Spielzeug weggenommen. Anschließend mussten wir in Reih und Glied sitzen, Unterwürfigkeitstraining nannte sie es. Oh, das war schlimm. Wer kriegte die Schuld an allem. ICH. Es ist doch ungerecht. Immerhin hat mir Wuotan das Lachegesicht – so ein gelbes Quitschteil weggenommen. Mein Geburtstagsgeschenk. Ich hatte es mir gesichert und bei meiner Futterschüssel abgelegt, dann kam er und schwupp war es weg. Dem hatte ich es aber gezeigt. Doch er würde wütend. Nee, ich mag meinen Bruder nicht mehr, er ist so gemein zu mir. Ich will nicht mehr mit ihm spielen, auch meine Futterreste darf er nicht mehr fressen und auf meine Stammplätze lasse ich ihn auch nicht mehr liegen. Nie nicht!

Und dann sucht er immer Schutz bei meinem Herrchen. Setzt sich zwischen seine Beine. Das ist mein Herrchen und da will ich sitzen.

Wuotan ist echt fies. So ein Chefgehabe. Und dann noch die Katze Cita, die macht mich auch immer an.


Vielleicht sollte ich die erst einmal in die obere Etage jagen. Ihr Spielzeug könnte ich auch kaputt beißen und dann noch ihr Fressen auffuttern. Ja, so mache ich es, dann geht es mir schon mal besser mit meiner Wut.

Und beim nächsten Wettrennen werde ich es Wuotan zeigen. Ich bin sowieso schneller als er. Auch kann ich mich viel besser abrollen. Beim Löcher buddeln bin ich auch besser und die dicken Knochen kann ich mit meinem Gebiss ebenfalls besser knacken. Der wird schon sehen, was er davon hat, mich immer wieder zu ärgern. Dann sagt Frauchen auch noch immer, dass der Wuotan der Chef ist. Ich finde Frauchen ist dann echt ungerecht. Immer hält sie zu Wuotan und sagt zu mir, dass ich akzeptieren muss, dass eben nur einer Chef sein kann und das ist eben Wuotan.

Nun ja, ich finde Wuotan als Chef meistens auch super gut, aber…. eben mit Einschränkungen.

 

190412 Sportwiese 013

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Der Wettstreit

Wind und Sonne machten Wette,
Wer die meisten Kräfte hätte,
Einen armen Wandersmann
Seiner Kleider zu berauben.

Wind begann;
Doch sein Schnauben
Tat ihm nichts; der Wandersmann
Zog den Mantel dichter an.

Wind verzweifelt nun und ruht;
Und ein lieber Sonnenschein
Füllt mit holder, sanfter Glut
Wanderers Gebein.

Hüllt er sich nun tiefer ein?
Nein!
Ab wirft er nun sein Gewand,
Und die Sonne überwand. -

Gewalt und Härte macht verdrossen
Und läßt der Menschen Herz verschlossen.
Wo man oft lange widerstand,
Ein gutes Wort leicht Eingang fand.

von Johann Gottfried Herder