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051009 Prerow 013

 

 Wuotans Geschichten vom Meer

An die Ostsee, juchu!  Am Strand laufen, fangen spielen und lauter verrückte Sachen machen, so dass andere darüber lachen. So dachten wir es uns. Ja, eigentlich wollten wir ja schon im Januar 2015 ans Meer fahren, doch da wurde  nichts draus. Krankheitsbedingt  mussten wir zu Hause bleiben.

 

Schneeregen, Matschwetter und nur selten scheint mal die Sonne, so sieht es derzeit draußen bei uns aus. Der Ostseeurlaub wird nachgeholt, versprochen, so hieß es hier im Hause. Wo ich doch so ein begeisterter Schwimmer bin und  auch mal gerne tauche. Quirino geht gern mal ins Wasser, aber schwimmen, nein, das will er nicht. Er traut sich nicht und glaubt auch, dass er nicht schwimmen kann. Doch Quirino denkt oft daran, dass es ein tolles Abenteuer wäre, im Meer zu schwimmen. So lagen nun wir beide Hunde im Garten vor dem kleinen Teich und schauten ins Wasser. Können Hunde eigentlich von Natur aus schwimmen, diese Frage stellte sich Quirino seit langem. Denn die Tour zur Ostsee steht ja noch an. Zu einem späteren Zeitpunkt zwar, aber sie fahren ganz bestimmt, dass hatte Herrchen versprochen. Quirino schaute Wuotan an. Der schlief nicht, sondern hatte wieder seinen so weit entfernt blickenden Ausdruck. So weise und schlau. Quirino wagte es und sprach: „Du Wuotan, darf ich dich gerade mal etwas ganz Besonderes fragen!“ „Wow, frage ruhig!“ meinte Wuotan.„Also, Wuotan, du kannst doch richtig gut schwimmen und auch tauchen. Hast du keine Angst, dass du mal untergehst oder es nicht mehr schaffst an Land zu schwimmen?“

191012 Zingst 024„Nun ja, bei den Baggerseen habe ich nicht die Angst, denn da ist Herrchen als guter Schwimmer ja meistens in der Nähe und würde mich retten. Der hat mich auch schon mal aus einem Kanalrohr gezogen. Damals, als ich noch ein kleiner Welpi war. Da bin ich neugierig gewesen und bin in den Graben gesprungen. Ich wollte mir den Zulauf vom Baggersee einmal genauer ansehen. Hui, war es da dunkel und matschig!“ Quirino schaute seinen Bruder neugierig an. Er war gespannt wie es weiterging und unterbrach ihn nicht. Doch konnte er es nicht verhindern, dass ihm der Sabber aus dem Maul lief, so aufgeregt war er.

Wuotan wusste um die Neugierde seines Bruders und genoss es. Also erzählte er weiter. Herrchen hatte ihn am Schwanz aus dem Kanalrohr gezogen als er nicht freiwillig zurück kam oder nicht mehr zurück  krabbeln konnte.

Wuotan erzählte allerdings diesen Teil der Geschichte nicht so ganz wahrheitsgemäß. Egal. Quirino fragte Wuotan noch einmal, ob denn Hunde von Natur auch schwimmen können und wie es denn so ist, im Meer zu schwimmen. Wuotan machte ein bedächtiges Gesicht und schnaubte. „Was du immer so fragst, Quirino! „Weißt du, die meisten Hunde können schon als Welpe schwimmen, doch manche Hunde lieben eben mehr das Wasser als andere. Doch bedenke, dass in manchen Gewässern Welse leben, die so groß sind, dass sie problemlos einen kleinen Hund verschlucken können. Wohlgemerkt einen kleinem Hund. Du bist ja unser dicker Hund!“

Quirino war echt beeindruckt, allerdings über die Randbemerkung, von wegen „dicker Hund“ sauer. Was sein Bruder alles weiß. Welse, die kleine Hunde fressen könnten, hielt er allerdings für ein Gerücht. (Anmerkung der Autorin: Hier irrt sich Quirino)

http://www.tierwissen.de/artikel/hunde/artikel/schwimmen-mit-hunden.shtml

Und wie ist es im Meer zu schwimmen, fragte er Wuotan. Inzwischen hatte Wuotan seinen Platz gewechselt und saß auf der Terrasse. Wie soll es im Meer denn schon sein. Salzig eben, weit, groß und gefährlich. Weißt du Quirino, du stehst am Strand und schaust bis zum Horizont. Und bis zum Horizont ist nur Meer!“ Nun war Quirino etwas verwirrt. Denn das wusste er ja schon. Immerhin ist er in den letzten Jahren ja auch mit auf Zingst gewesen. Hier fand er das Meer auch sehr beeindruckend. Meistens ist Quirino hier nur am Strand und mal Rand vom Wasser entlang gelaufen. Geschwommen hatte er auch da noch nie –nicht einmal versucht. Im Baggersee hat er auch nur einmal versehentlich den Grund unter den Pfoten verloren. Da hat er aber gekrault, was das Zeug hielt um schnell wieder an den Rand zu kommen.

191012 Zingst 025„Also Wuotan, ich wollte wissen, wie es so ist mit dem Schwimmen im Meer!“ quengelte Quirino. Nun war Wuotan echt gefordert, denn in Wirklichkeit ist er auch noch nie im Meer geschwommen. Er hatte immer sehr viel Hochachtung vor den Wellen und dann war da noch dieses Erlebnis. Damals in Dangast - an der Nordsee. Oh, was hatte er damals für eine Panik bekommen. Noch nie hatte er es jemanden erzählt. So stand er jetzt auf und ging Richtung Terrassentür. Hier stupste er mit der Pfote an die Tür. Frauchen öffnete und rief auch Quirino in die Wohnung.

Ups, so war er noch einmal um die Geschichte herum gekommen. Quirino fragte nicht mehr nach und so legte ich mich  auf meine Liege ins Wohnzimmer, schloss die Augen und erinnerte mich. Damals, ich war gerade noch ein Junghund und an meinem ersten Geburtstag bin ich mit Frauchen und Herrchen an die Nordsee nach Dangast gefahren. Das war so herrlich dort. Da stand ich im Watt und schaute ins Meer. Ich stand sozusagen im Wasser, nicht ahnend, dass es ja auflaufend Wasser war. Eben Flut. So stand ich zu allererst bis zu den Knöchel im Wasser und guckte den Möwen nach und den Kindern, die Sandburgen bauten.

Hinten im Hafen fuhr ein Kutter. Meine Zweibeiner standen mit anderen Menschen im Gespräch und merkten nicht, in welcher Gefahr ich mich gerade befand. Denn ich sackte mit meinen Pfoten immer mehr im Watt ein. Das Wasser stieg, inzwischen stand es mir bis zum Bauch. Da wollte ich los laufen, doch es klappte nicht. Irgendwie waren meine Pfoten wie Blei.

So bekam ich Panik und bellte. Doch die Zweibeiner hörten mich nicht. Der Kutter fuhr immer weiter auf den Hafen zu. In diesem Moment kam der Sog vom Schiff und zog das Wasser ein wenig zurück. Da war die Gelegenheit und so konnte ich mich aus dem Watt befreien.

Wuotan schwimmt im SeeDieser Schreck saß noch tief in meinen Knochen und dieser Vorfall hatte sich auch in mein Gedächtnis eingebrannt. Seitdem bin ich am Meer sehr vorsichtig, insbesondere an der Nordsee. Im letzten Sommer hatte ich einen anderen Elo in Schillig an der Nordsee beobachtet, der lief auch bei auflaufendem Wasser seewärts in die Nordsee. Oh wow, was für ein Leichtsinn.

Doch hatte mein Frauchen den Besitzern zugerufen und auf die Gefahr hingewiesen. Dieser Elo wollte unbedingt zu einem anderen Hund und merkte nichts. So  wusste ich nun, was ich meinem Bruder antworten werde.  Ich rief Quirino zu: „Ja, Quirino alle Hunde können schwimmen und tauchen, doch im Meer gibt es Wale, die verschlucken die Hunde, schwimmen dann mit dem Hund in ihrem riesigen Bauch um die halbe Welt und in Australien spucken sie die Hunde wieder aus. Im Inneren des Wales ist es dunkel, finster gerade und es stinkt bestimmt ekelig nach verschluckten Fischen...und nach Australien wollen wir doch nicht wirklich, oder?“ Quirino fiel vor Schreck seine Quitscheente aus dem Maul. Also, schwimmen im Meer ist gefährlich, dass hatte er verstanden. Doch wo ist eigentlich Australien und wie sieht so ein Walfisch aus? Schnell rannte er zu Wuotan, der es sich auf der Liege gemütlich gemacht hatte. „Du Wuotan, gibt es den Walfische in der Ostsee?“ Wuotan dachte angestrengt nach. Ehrlich gesagt wusste er es nicht so genau, doch dies würde er vor seinem Bruder nicht zugeben. Also redete er sich raus und meinte: „Quirino, die Ostsee ist ein ganz großer See. Auch weißt du ja, dass unser Frauchen immer sagt, wenn sie die See sieht, braucht sie kein Meer mehr!“ Denn im letzten Jahr wurden im Binnenmeer, in der Ostsee schon mal Walfische gesichtet.

Link: Buckelwal

Nun war Quirino erst einmal zufrieden. Doch irgendwann wird er seinem Bruder wieder Fragen stellen.

 

Alleine am Meer

Du weißt,
ich war heute alleine am Meer.
Es war wie immer voll Wasser.
Der Himmel war wie immer voll Wolken
und der Strand
war wie immer voll Sand.
Nur ich
war ziemlich leer.
In einem zugigen Strandcafé
schlürfte ich lustlos einen heißen Tee
und schrieb in meiner Not
mit Sirup
deinen Namen auf mein Brot.
Als ich damit fertig war,
habe ich ihn leise gelesen.
Da ist es wie immer gewesen

Peter Thorsten Schulz