• 1
  • 10
  • 6
  • 5
  • 4
  • 3
  • 2
  • 12
  • 7
  • 8
  • 9

Newsletter Oktober 2014

Auf der Lauer

Wuotan am StrandEs ist wieder soweit. Wir fuhren auf den Darß – zur Kranichrast.  Aber auch zu ganz tollen Strandspaziergängen, Ortsbegehungen, Besuch bei der NABU Kranichstation, Stadtführungen und einer ausgedehnten Fahrt zur Insel Rügen. Vor allem aber fuhren wir zur Beobachtung der Kraniche, den Vögeln des Glücks, auf den Darß.

Abends, zum Einbruch der Dunkelheit, wenn die Kraniche über die Meininger Brücke einfliegen, ist es ein beeindruckendes Erlebnis, was wir oft vom Deich aus beobachteten.  Ein ohrenbetäubender Lärm, jedenfalls erscheint es den Hunden so, wenn sie von ihren Futterplätzen zwischen Barth und Stralsund wieder zu ihren Übernachtungsplätzen z. B. auf die kleine Insel Kirr fliegen. Auf dem Deich stehen dann viele Menschen mit ihren Fotoapparaten Filmkamera, Ferngläsern. Es sind auch viele Zweibeiner mit ihren Hunden auf dem Deich, deswegen lieben wir Hunde diese  abendlichen Erkundungen. Die Kraniche ruhen im Schutz des Flachwassers auf der Insel Kirr sich aus – sie übernachten hier. Es rasten tausende dieser eindrucksvollen Vögel hier – es ist wohl der größte Kranichrastplatz Mitteleuropas. Morgens brechen sie dann wieder auf zu den Rastplätzen zwischen Barth und Stralsund. Bis zu ihrem Abflug in den Süden fressen sie sich Kraftreserven für die lange Reise an. Eine eindrucksvolle Begegnung ist diese Kranichrast, die vielen sicher lange im Gedächtnis bleiben wird.

https://www.fischland-darss-zingst.net/fischland-darss-zingst/kraniche/kranichbeobachtung.php

Am Tage haben wir dann eher Beobachtungen der Kraniche im ländlichen Bereich zwischen Barth und Stralsund gemacht. Auch auf den Feldern rechts und links der Landstraße zwischen Barth und Stralsund sind die Kraniche häufig beim Fressen zu beobachten. Die Jungvögel unterschieden sich gut sichtbar von den erwachsenden Vögeln.  Tagsüber fliegen die Kraniche auf das Festland und fressen sich auf Feldern ausreichend Fettreserven für den langen Weiterflug an. Bei Sonnenuntergang fliegen sie laut trompetend zu den Schlafplätzen auf die Insel Kirr und den Werderinseln östlich der Halbinsel Zingst. Hier schlafen sie stehend im flachen Wasser und somit geschützt vor ihren Feinden den Füchsen. Wir finden diese Ausflüge mit unseren Zweibeinern gut, denn so sind wir gemeinsam in der Natur unterwegs und das macht uns Hunden meistens viel Spaß.

Jährlich zieht es nicht nur tausende Kraniche in die Boddenlandschaft, sondern auch tausende von interessierten Menschen. Viele Urlaubsgäste kommen, so wie wir, fast nur wegen der Kraniche im Herbst oder aber auch im Frühjahr, in die Region.  Viele Touristen kommen "bewaffnet" mit überdimensionalen Ferngläsern und langen Teleobjektiven vor ihren Kameras. Sie wollen das einmalige Naturschauspiel der Kranichrast erleben und fotografieren .  Bis zu fünfzigtausend dieser grauen Großvögel rasten auf ihrem Flug aus dem Norden von Schweden hier auf dem Darß.

Aber nun will ich euch unser Erlebnis aus HUNDESICHT erzählen……

Wir lagen auf Beobachtungsposten im Untergrund hinter einem Busch in der Nähe der Futterplätze in Hermannsdorf.

http://www.pferdehof-kranichweide.de/unserhof.html

Wuotan liegend in der Heide

Aber was heißt schon „wir lagen“. Wir Hunde bekamen die Ansage Pssscht, PLATZ und WARTEN Herrchen kniete im Unterholz, sein Stativ vor sich, darauf seine supertolle Kamera. Und unser Frauchen saß auf ihrem Hintern und kraulte uns abwechselnd die Öhrchen. Oder sie schaute durch das Fernglas. Es war ja so gar nicht ungemütlich – nur etwas langweilig für uns Hunde. Wir sahen nicht das so Besondere in diesen Vögeln des Glücks. Und was heißt überhaupt Glücksvogel. Die können von Glück sagen, dass sie sich hier vor ihrem Weiterflug so dick und rund fressen konnten.

Frauchen meinte nunmehr, dass wir bald mal aufbrechen müssen, denn Quirino wird sich wohl mal lösen müssen. Quirino winselte immer mal, wenn er sich langweilt, doch gebellt hatte er nicht. Herrchen wollte noch ein paar Fotos schießen. Auf einmal hörten sie Fußtritte und auch ein leises  Knurren von einem Hund. Der Ranger aus der Region kam auf uns zu und sprach mit unseren Zweibeinern. Was wir hier wollten, was wir hier machen und dass wir bitte keine so lauten Geräusche machen sollten und womöglich die Kraniche aufschrecken würden. Er war etwas ungehalten. Dann erkannte der Ranger unser Frauchen wieder und meinte nur: „Ach, du bist es, du weißt ja Bescheid.“ In einem der Vorjahre  war unser  Frauchen auch einmal beim NABU bei der Kranichrast für den zum Schutze der Kraniche hier auf Zingst tätig. Von daher kannten sie sich die Beiden. Sie kamen nun leise ins Gespräch. Frauchen ist auch in diesem Jahr irgendwie für den NABU als Kranichzählerin tätig. Allerdings von zu Hause aus. Und immer wenn sie Kraniche am Himmel ziehen zieht, meldet sie die Zahlen per PC einer Infostelle bei NABU.

Nabu

Quirino im Gras

Der Hund vom Ranger war ein Münsterländer, eine Hündin, ganz nett soweit, aber irgendwie unnahbar. Sie saß dicht bei ihren Herrchen und nahm gerade Quirino ins Visier. Dann sprach sie mit wispernder Stimme ganz leise zu uns: „Na, ihr beiden langhaarigen Schoßhunde, ihr wisst schon, dass Kraniche auch gern mal einen Hund verspeisen. Besonders gern so kräftige, wie der kleine dunkelhaarige Elo. Die Kraniche müssen sich ja ordentliche Fettpolster anfressen für den Weiterflug und da ist ihnen so ein kleiner süßer Elo gerade recht Rate einmal, warum die so einen krummen Schnabel haben!“ Quirino gefror das Blut in den Adern.

Die Jagdhündin unterstrich ihre Aussagen noch, indem sie wuffte und einen intensiven Blick mit ihrem Herrchen austauschte. Dieser sagte nur: „Mmmh!“

Dann gab es urplötzlich einen lauten Rumps. Auf der anderen Straßenseite befand sich ein Autofahrer, der war aus seinem Fahrzeug gestiegen und hatte seine Autotür laut zugeknallt. Die Kraniche schreckten hoch und einige Kraniche flogen auf - weg von diesem Rastplatz. Ein beeindruckendes Schauspiel. Die Vögel des Glücks flogen direkt auf uns zu. Über unsere Köpfe hinweg.

Erst zehn, dann zwanzig und dann noch mehr . Ein lautes Grus, Grus oder Kra, Kra gaben sie von sich - es klang schaurig. Immer mehr Vögel starteten in Panik hoch und flogen weg, auf der Suche nach einer anderen Futterstelle.

191012 Zingst 041 Der Ranger  wollte sich auf dem Weg machen und meinte nur, dass er dem Autofahrer gleich mal den „Kopf abreißen“ wollte. Es war ja nur so eine Redewendung, doch der Jagdhund Merle zwinkerte Quirino zu und meinte: „Da hast du wohl noch einmal Glück gehabt, wenn die den Kopf von dem Autofahrer kriegen, wollen die Kraniche euch Wuschels sicherlich nicht mehr fressen!“ Wuotan murmelte, dass ihm das sowieso ganz egal ist! Er glaubte ihr die Story sowieso nicht.

Quirino war inzwischen so bedient, er hatte Herzklopfen und fühlte sich überhaupt nicht mehr wohl. Immerhin hatten diese Vögel eine Flügelspannbreite von fast 2,20 Meter und eine Größe von 1,20 Meter und einem Gewicht von 6000g. Und dazu diese riesigen Schnäbel. Grrr, richtig schaurig.

“Komm Merle, meinte der Ranger zu seinem Hund. „Mach doch den Hunden keine Angst mit deinen Schauergeschichten!“ sagte der Ranger noch und lachte. Er wünschte unseren Zweibeinern noch erfolgreiches Beobachten und eine gute Fotosession.

Quirino tippelte von einem Bein auf das Andere, stupste sein Herrchen an und war inzwischen ganz nervös. Wuotan ließ das alles ganz ruhig, denn er war ja schon zwei Jahre länger als sein Bruder bei den Kranichbeobachtungen dabei und glaubte der Hündin Merle nicht. Der Autofahrer hatte mit seinem unmöglichen Verhalten inzwischen alle rastenden Kraniche auf dem Feld hochgescheucht. So lohnte sich dieser Beobachtungsstandort nicht mehr wirklich und unser Herrchen und unser Frauli  rüsteten sich zum Aufbruch. Quirino ging nun vorsichtshalber ganz dicht bei seinem Herrchen, er zog nicht an der Leine und ging auch etwas geduckter als sonst. Viel braver als sonst.

Auf dem Rückweg begegneten wir noch weitere Hundebesitzer mit ihren Hunden. Ein weißer Jack Russel kläffte uns an, doch wir ignorierten ihn. Selbst Quirino schenkte ihm keine Aufmerksamkeit und das sollte schon was heißen, dachte sich Wuotan. Herrchen meinte zu Frauchen, gut dass für die Kraniche hier auf den Feldern die Ausgleichsfütterung mit Mais vorgenommen wird, dann können sie sich richtig dick und rund fressen und wir können schöne Fotos machen. Hunde fressen die jedenfalls nicht.

Das war das Stichwort für Wuotan, der sagte zu seinem Bruder: „Ätsch, siehst du,  habe ich doch gesagt, die Kraniche fressen keine Hunde! Sage ich doch, die Merle spinnt doch!“

131012 Zingst 131

Infos:

Serie-kraniche

Über 50000 Kraniche sollen in diesem Jahr 2014 Rast beim Zingster - Bodden gemacht haben.

Über 100.000 Kraniche sollen in diesem Jahr 2014 Rast in Deutschland gemacht haben.

 

 

http://www.nabu.de/tiereundpflanzen/voegel/zugvoegel/kraniche/14589.html

Kranichflug Zingst

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kranich-Steckbrief

Größe: 120cm
Gewicht: 6000g
Flügelspannweite: 220 cm
Brutzeit: Mai bis Juli
Brut: 1 Jahresbrut
Eier: 1-3
Brutdauer: 30 Tage
Nestlingsdauer: Nestflüchter
Nahrung: Sämereien, Würmer, Larven, Kleinsäuger, Insekten, Kartoffeln, Mais, Fisch
Alter: 20 Jahre
Zugvogel: Ja
Feinde: Fuchs, Wildschweine, Krähen, Seeadler, Mensch

 

Urlaubszeit

So schön ist es
am Strand zu stehn
und Winde, die
um die Nase wehn

Das Meer, das grüßt
mit Wellenrauschen
Als Mensch mag man gern
diesen Tönen lauschen

Die Spuren, die am Strand
entstehen
die mag man doch
so gerne sehen

Die Urlaubszeit
die einen freut
Am Strand zu stehen
nie bereut

Autor: © Gerhard Ledwina (*1949)
(Nr. 629 aus Band 22)

 

201011 Zingst 003

 

Foto: Zingst 2014- Hunderennen am Strand