Das Drachenfest
Ich hatte schon den ganzen Freitag so ein komisches Gefühl im Bauch. Meine Zweibeiner wollten unbedingt zum Drachenfest nach Schillig. Drachenfest – was die Zweibeiner sich immer so denken.
Nun haben doch meine Vorfahren, insbesondere mein Namensvetter und germanischer Vollgott Wuotan dafür gesorgt, dass die Drachen vernichtet worden sind und mein Frauchen erzählt mir den ganzen Tag von unserem Ausflug am Samstag zum Drachenfest. Gut, gegen den längsten Hundestrand an der Nordsee, in Schillig, habe ich ja nichts. Da treffe ich bestimmt wattwandernde Hunde. Es wird immer eine Führung mit einem Wattenführer angeboten - ehrlich. Wattwanderung mit dem Hund. Was sich diese Seeräuber auch immer ausdenken - die machen doch mit allem Geld. Dafür, dass ich meine Zweibeiner begleite, darauf achte, dass sie nicht im Watt einsacken und sich nicht verlaufen, da soll ich doch glatt eine Gebühr bezahlen. Nicht genug, dass das Betreten des Strandes ja auch ein paar Euro für den Hund kostet. Nun ja, Kinder kosten ja auch soviel Eintritt. Aber ich schweife ab. Eines ist klar, ein Tag an der Nordsee ist hundemäßig geil. Doch Drachenfest – ich weiß ja nicht.
Auf den Spuren der Vergangenheit fand ich folgendes raus:
Von den alten deutschen Göttern hat sich die Gestalt des Wuotan oder Wôden in der pommerschen Volkssage am Schärfsten erhalten. Vorzüglich tritt er, wie überall im Reiche, als wilder Jäger auf, aber nicht in farbloser Tradition, sondern in frischen lebendigen Sagen. Hier hetzt er als Todesgott die Seelen der ihm verfallenen Menschen, dort zeigt er sich als den grimmsten Feind der Riesen (Hünen), Zwerge und Meerjungfern. Bald verfolgt er die weiße Frau, bald jagt er Zauberer, Diebe und andere Verbrecher. In jener Gegend zieht er auf einem Wagen durch die Lüfte, in dieser hoch zu Ross an der Spitze seines zahllosen Gefolges, wieder in einer anderen als einsamer Reitersmann auf schneeweißem Schimmel oder auf feuerflammendem Rappen, begleitet von seinen schwarzen Hunden.